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Pfarrer Peter West


Unser Herr verglich das Wachstum des Reiches Gottes mit einem winzigen Senfkorn, das zu einem großen Strauch heranwächst (Markus 4, 30-3-32). Das soll uns daran erinnern, dass auch große Unternehmungen sehr unscheinbare Anfänge haben. In diesem Moment ist eine kleine Gruppe von Missionaren auf einer Pilgerreise in Russland. Aus weltlicher Sicht mögen ihre Bemühungen unbedeutend sein. Aber aus der Sicht des Glaubens hat ihre Reise das enorme Potential eine Kultur des Lebens und der Familie in Russland und ganz Europa aufzubauen.

Diese kleine Gruppe verließ Wladiwostok, das an der pazifischen Küste Russlands liegt, am 14. Juni mit einer Kopie der berühmten Ikone unserer Lieben Frau von Tschenstochau. Das verehrte Bild unserer heiligen Mutter Maria, das auf einem speziell dafür entwickelten und sicheren Anhänger ausgestellt ist, wird durch acht Zeitzonen hindurch in Russland verehrt werden und dann kreuz und quer durch Europa nach Fatima, Portugal pilgern und schließlich dann im Frühling 2013 hoffentlich in den USA ankommen.

Was sollte eine kleine Gruppe von Gläubigen motivieren, solche Strapazen auf sich zu nehmen, um das Unternehmen "Internationale Aktion zur Verteidigung des Lebens von Ozean zu Ozean" zu starten, welches viele als bizarre religiöse Übung ansehen werden? Die Pilgerreise oder Wanderschaft der Ikone soll eine Antwort auf das beinahe halbe Jahrhundert legalisierter Abtreibung in Russland sein und die Verbreitung dieser tödlichen Geißel in der übrigen Welt stoppen. Jeder der die heilige Schrift oder Kirchengeschichte studiert hat, wird die Bedeutung dieses außerordentlichen Ereignisses erkennen. Sie glauben, dass der Sieg des Lebens durch die mächtige Fürsprache Mariens, der Muttergottes, kommen wird, wie es im Buch der Offenbarung (Off. 11,19-12,18) vorausgesagt ist.

Im Alten Testament trugen die Juden die Bundeslade mit in den Kampf (Josua 3, 3-6). Viele Kirchenväter bezeichnen Maria als die Arche des Bundes des Neuen Testaments. Ambrosius schrieb: "Die Bundeslade enthielt die Tafeln des Gesetzes; Maria hielt in ihrem Leib den Erben des Testaments. The Arche gebar das Gesetz; Maria gebar das Evangelium. Die Arche ließ die Stimme Gottes hörbar werden. Maria gab uns eben das Wort Gottes selbst. Die Arche erstrahlte im reinsten Gold; Maria erstrahlte innen wie außen in der Herrlichkeit ihrer Jungfräulichkeit. Das Gold, das die Arche schmückte, kam aus dem Inneren der Erde; das Gold mit dem Maria glänzte, kam aus den Minen des Himmels." (Serm. XLII. 6, Int. Opp., S. Ambrosii)

So wie die Wallfahrten mit Ikonen der heiligen Mutter Gottes zum großen Teil in der katholischen Welt außer Mode geraten sind, ist ihre Geschichte beachtenswert. Sogar im Westen haben die Gläubigen über die Jahrhunderte hinweg Bildnisse der heiligen Jungfrau Maria verehrt und sie in Zeiten großer Bedrängnis um ihre Fürsprache gebeten.

Als 1571 der Bischof von Mexico davon hörte, dass Europa durch eine Invasion der türkischen Marine bedroht sei, sandte er Papst Pius V eine Replik des Bildes unserer Lieben Frau von Guadalupe. Der Papst übergab das Bildnis an Admiral Doria, der das Bild in einem der führenden Schiffe in der Schlacht zu Lepanto mitführte. Am 7. Oktober 1571 schlugen christliche Streitkräfte die viel größere türkische Marine und retteten Europa vor einer Invasion.

1812 trugen russische Streitkräfte die Ikone "Die Königin Muttergottes" mit sich in die Schlacht und vertrieben Napoleon und seine Invasionstruppen aus Russland. Nur ein Jahrhundert später, am 1. März 1917 erhielt eine fromme russische Witwe namens Eudocia eine Offenbarung von der heiligen Jungfrau Maria, die Ikone zu suchen, die seit vielen Jahren verloren gegangen war. Am nächsten Tag, in dem Moment als Zar Nicholas von Russland auf seinen Thron verzichtete, am 2. März um 15:00, wurde die Ikone, die in einem Keller des Ortes Kolomenskoye, unweit von Moskau versteckt war, gefunden.

Viele Menschen fingen an, die Ikone zu verehren und wundersame Heilungen begannen sich zu ereignen, aber auch das, was als Oktober-Revolution gegen den herrschenden Zaren von Russland bekannt wurde. Eudocia sagte nach einer weiteren Vision, dass die Muttergottes ihr mitgeteilt habe, wenn die Ikone siebenmal um den Kreml getragen würde, dieser nicht fallen würde. Aber sie wurde nur einmal herumgetragen, solange bis Gewehrfeuer zu hören war. Die Bolschewiken hatten den Kreml eingenommen, womit Russlands Jahrhundert der Finsternis begann.

Diese und andere Geschichten sind im Westen nicht oft zu hören, da Ikonen gewöhnlich im Osten verehrt werden. Im Gegensatz zur Malerei, Skulpturen und anderen künstlerischen Abbildungen, wird eine Ikone beinahe als lebendige Präsenz der verehrten Person angesehen.

Die Ikone "Unserer Lieben Frau von Tschenstochau" hat ihre eigene faszinierende Geschichte. Die Tradition hält fest, dass Lukas der Evangelist selbst die Ikone, die als "Unsere liebe Frau von Tschenstochau" bekannt wurde, auf einem Tische aus Zypressenholz im Haus der Heiligen Familie „geschrieben“ habe. Die Ikone wurde 1430 durch antikatholische husseitische Plünderer beschädigt, die auf sie einschlugen und versuchten sie zu verbrennen, und zwar so, dass sie als die "Schwarze Madonna" bezeichnet wird. Gewissermaßen ist sie ein Symbol von Polen selbst, narbenbedeckt aber den Glauben bewahrend.

Unsere Liebe Frau ist oft für das polnische Volk in dessen Geschichte eingetreten. Hier ein modernes Beispiel: Vom 1.-7. Mai 1979 beteten viele Polen unentwegt den Rosenkranz, was als "Belagerung Jerichos" bekannt wurde: Im Heiligtum "Unserer Lieben Frau von Tschenstochau" beteten sie, dass die polnische Regierung die Restriktionen gegenüber Johannes Paul II lockern würde, damit er sein Vaterland besuchen könne. Am 7. Mai ließ die polnische Regierung völlig unerwartet die Hindernisse fallen, die einen Besuch des Papstes verhinderten. Wir kennen das Feuer, das der jetzt selige Papst Johannes Paul II mit seiner tapferen Verkündigung des Evangeliums "hinter der Front der Feinde" entfachte und welch wichtige Rolle er bei dieser äußerst bedeutsamen friedlichen Revolution des vergangenen Jahrhunderts spielte, die schließlich den Kommunismus in Polen und dann in der Sowjetunion zu Fall brachte.

Dieses und andere ähnliche historische Ereignisse bezeugen die allzu oft vergessene Macht des Gebetes, insbesondere das Anrufen der Gottesmutter, um die Gläubigen von Problemen zu befreien,  die zu schwierig für eine praktische menschliche Lösung erscheinen. Das ist genau die Situation, in der sich Russland heute wieder befindet.

1920 legalisierte Russland als erster Staat die Abtreibung ohne Angabe von Gründen. 1936 verbot Josef Stalin die Abtreibung wieder, nicht aus Achtung vor dem menschlichen Leben, sondern weil er sah, dass diese seine Nation schwächte und die Bevölkerung dezimierte zusammen mit dem Krieg, verschiedenen "Reinigungen" und dem Hungertod von Millionen. 1954, kurz nach seinem Tod, wurde die Abtreibung wieder legalisiert und die Anzahl der verlorenen Babies stieg ins Unermessliche, bis 1964  5,6 Millionen Abtreibungen zu verzeichnen waren. Abtreibung ist heute das primäre Mittel zur Geburtenkontrolle in Russland obwohl die Abtreibungsrate fällt (bis 2010 endeten immer noch beinahe 40% aller Schwangerschaften mit einer Abtreibung).

1917 prophezeite unsere Liebe Frau von Fatima, dass Russland seine Irrtümer in der ganzen Welt verbreiten würde. Obwohl viele Bände mit der Tiefe und Breite dieser Irrtümer gefüllt sind, ist ohne Frage der größte Irrtum das staatliche verordnete Töten von Kindern im Mutterleib.

Wiederum weiß Russland, dass es ein Problem hat. Seine Bevölkerung verringert sich auf alarmierende Weise. Die allgemeine Geburtenrate erlitt 1999 mit 1,16 ein historisches Tief und ist mit 1,59 ein wenig gestiegen. Sogar Präsident Vladimir Putin, der Abtreibung auf Grund von moralischen Beweggründen nicht ablehnt, hat russische Familien ermutigt mehr Kinder zu bekommen, indem er ihnen wirtschaftliche Anreize anbietet. Seine Politik hat jedoch nur geringe Auswirkungen.

Gegen den demografischen Kollaps, die weite Verbreitung der Abtreibung und die offensichtliche Unfähigkeit Russlands und anderer sterbender europäischer Staaten eine Rückkehr zu einer Offenheit dem Leben gegenüber zu organisieren, suchen einige wenige Gläubige dramatischere und traditionellere Lösungen. Die monumentale Enzyklika Evangelium vitae von Johannes Paul II, die er als "zentral im Magisterium meines Pontifikates" nannte, schließt mit einem Gebet für den Sieg über die Kultur des Todes.

So wenden sich die Gläubigen wieder an unsere "Liebe Frau" unter ihrem Titel "Unsere Liebe Frau von Tschenstochau“, die im Westen wie im Osten verehrt wird. Im Januar 2012 reiste ich zusammen mit Pro-Life-Organisatoren aus 18 Ländern zum Heiligtum von Jana Góra nach Tschenstochau in Polen, um an einer Konferenz für dieses Projekt teilzunehmen. Am 28. Januar nahmen wir an der speziellen heiligen Messe mit dem Erzbischof von Krakau teil, um die Verteidigung des Lebens und der Familie im besonderen unserer Lieben Frau von Tschenstochau zu weihen und um für den Erfolg der internationalen Aktion zum Schutz des Lebens „Von Ozean zu Ozean“ zu beten.

Vor dem offiziellen Start der Aktion wurde die Ikone sogar von Moskau aus in vier Städte in Kasach-stan gebracht, wo begleitend eine lokale Berichterstattung stattfand. Menschen allen Alters kamen, um die Ikone zu verehren. Die Koordinatoren der Wallfahrt, Lech und Ewa Kowalewski von Human Life International Polen (HLI) berichteten, dass die Gesichter der orthodoxen Priester und Laien vor Freude strahlten.

Die Ikone erreichte Wladiwostok am 11. Juni und wurde in verschiedenen Kirchen verehrt, einschließlich der Hauptkathedrale St. Nicholas. Eine große Menschenmenge begleitete die Heilige Jungfrau und bat um ihre Gebete und nahm auch an Pro-Life Konferenzen teil, die entlang des Weges Teil der Mission der Pilgerreise sind.

Erzpriester Aleksandr Talko, Oberhaupt des Büros für soziale Dienste der Kirche der Eparchie Wladiwostok, opferte ein Gebet vor der Ikone auf. Erzpriester Aleksandr sagte "All die Tage, an denen die Tschenstochau-Ikone in Wladiwostok verweilen wird, wird es Gebete vor der wundertätigen Ikone geben, um die Gottesmutter zu bitten, die Familienbande zu stärken." Kirchenführer beten auch für eine Verbesserung des Alkoholproblems in Russland. Wenn Menschen keine Hoffnung und keinen Glauben haben, greifen sie oft nach Alkohol, der ihr eigenes Leben zerstört und zur Auflösung ihrer Familie führt.

Dies alles ist nicht zu unterschätzen. Russisch orthodoxe Führer arbeiten mit römischen katholischen Gläubigen zusammen, um die Pilgerreise durch Russland zu organisieren. Auf Grund der delikaten Beziehungen zwischen der russisch orthodoxen und der katholischen Kirche wird die Ikone, zumindest in Russland, nur russisch orthodoxe Kirchen besuchen. Wir beten, dass unsere beiderseitige Verehrung der Gottesmutter eine Gelegenheit sein möge, gegenseitigen Respekt und eine Zusammenarbeit in ähnlichen Bemühungen aufzubauen, den Glauben, das Leben und die Familie in der Zukunft zu fördern.

Bitte beten sie, dass die Heilige Jungfrau Maria dieses außerordentliche Ereignis dazu benutzen möge, die Bevölkerung Russlands und ganz Europas anzuregen, zum Glauben an Gott und zu ihrer Verehrung zurückzukehren. Wir beten, dass Gott die Bemühungen dieser winzigen Gruppe von Missionaren segnen wird, und dass die Gottesmutter an allen Orten, welche sie besuchen wird, Menschen erwecke, sich dem Leben zu öffnen und die Ehe und das Familienleben zu achten.

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